Gericht | AG Brandenburg | Entscheidungsdatum | 07.10.2014 | |
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Aktenzeichen | 31 C 222/14 | ECLI | ||
Dokumententyp | Beschluss | Verfahrensgang | - | |
Normen |
1. Das Amtsgericht Brandenburg an der Havel erklärt sich für sachlich und örtlich unzuständig.
2. Das Verfahren wird auf Antrag der Prozessbevollmächtigten des Antragstellers - nach Gewährung des rechtlichen Gehörs - an das Landgericht Potsdam verwiesen.
Die Entscheidung beruht auf § 281 Abs. 1 ZPO. Das angegangene Gericht ist sachlich und örtlich unzuständig.
Das Gericht ist örtlich unzuständig (§ 18 ZPO), da sich der Sitz des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg ebenso wie der Sitz des Ministeriums der Finanzen (Art. 89 der Verfassung des Landes Brandenburg) unter der Anschrift: …. in …. Potsdam befindet (Vertretungsordnung des Ministeriums der Finanzen vom 31.01.2006 [Amtsblatt für Brandenburg 2006, Nr. 10, Seite 257], Bekanntmachung der Geschäftsbereiche der obersten Landesbehörden vom 12. Mai 2010, veröffentlicht in: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Brandenburg Teil II, 21. Jahrgang, vom 26. Mai 2010, Nummer 26). Auch hat die Landeshauptkasse - vertreten durch ihren Leiter - ihren Sitz in der …. in …. Potsdam und ist seit dem 01.11.2006 die „Landesjustizkasse“ nur noch eine integrierte Abteilung der Landeshauptkasse.
Der Sitz des Ministeriums der Finanzen des Landes Brandenburg und der Sitz der Landeshauptkasse (§ 18 ZPO) sind somit gerade nicht in Brandenburg an der Havel sondern in Potsdam, so dass das hiesige Amtsgericht Brandenburg an der Havel auch örtlich nicht zuständig ist. Vielmehr ist das für den Gerichtsbezirk der Stadt Potsdam örtlich zuständige Gericht auch als das für den hiesigen Rechtsstreit örtlich zuständige Gericht gemäß § 18 ZPO anzusehen.
Gemäß § 71 Abs. 3 GVG in Verbindung mit § 9 Abs. 1 des Brandenburgischen Gerichtsorganisationsgesetzes - BbgGerOrgG - (vgl. u. a. hierzu analog auch Art. 9 AGGVG des Freistaats Bayern, § 5 AGGVG des Landes Rheinland-Pfalz, § 6 AGGVG des Landes Sachsen-Anhalt, § 6 AGGVG des Landes Thüringen, § 16 JustizG des Landes Sachsen u.s.w.) ist hier im Übrigen das Landgericht Potsdam als das sachlich zuständige Gericht anzusehen. Soweit der ordentliche Rechtsweg nämlich gegeben und gesetzlich nichts anderes bestimmt ist, sind die Landgerichte gemäß § 71 Abs. 3 GVG in Verbindung mit § 9 Abs. 1 BbgGerOrgG ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes ausschließlich zuständig für Ansprüche gegen den Staat oder eine Körperschaft des öffentlichen Rechts wegen Verfügungen der Verwaltungsbehörden - so wie hier der „Landesjustizkasse“ als integrierte Abteilung der Landeshauptkasse - und für Ansprüche wegen öffentlicher Abgaben (vgl. zu § 9 Abs. 1 BbgGerOrgG u.a. auch noch: OLG Brandenburg, Beschluss vom 14.12.2006, Az.: 69/06, u. a. in: „juris“; vgl. zu § 5 AGGVG des Landes Rheinland-Pfalz u. a.: LG Kaiserslautern, Urteil vom 25.2.2014, Az.: 2 O 494/13, u. a. in: NZI 2014, Seite 457 = BeckRS 2014, Nr.: 06043; LG Kaiserslautern, Urteil vom 04.02.2014, Az.: 2 O 494/10, u. a. in: BeckRS 2014, Nr.: 07109 vgl. zu § 16 JustizG des Landes Sachsen u. a.: LG Dresden, ZInsO 2012, Seiten 2345 f. = ZIP 2012, Seiten 2521 f. = MDR 2013, Seite 622; LG Dresden, MDR 2012, Seite 678 = ZInsO 2012, Seiten 742 f. = ZIP 2012, Seite 1152; LG Chemnitz, Beschluss vom 05.04.2006, Az.: 3 T 201/06, u. a. in: BeckRS 2012, Nr.: 06922; vgl. zu § 71 Abs. 3 GVG u. a.: BGH, Urteil vom 16.01.1967, Az.: III ZR 116/64, u. a. in: VersR 1967, Seite 470 = „juris“; BGH, Urteil vom 18.11.1957, Az.: III ZR 110/56, u. a. in: LM § 547 Abs. 1 Ziff. 2 ZPO Nr. 9; BGH, Urteil vom 22.11.1954, Az.: III ZR 111/53, u. a. in: NJW 1955, Seite 181 = BGHZ Band 15, Seiten 221 ff.; BGH, Urteil vom 08.06.1953, Az.: III ZR 313/51, u. a. in: LM § 71 GVG, Nr. 5; Reichsgericht, Urteil vom 02.10.1934, Az.: III 39/34, u. a. in: RGZ Band 145, Seiten 182 f.; Reichsgericht, Urteil vom 27.01.1933, Az.: VII 343/32, u. a. in: RGZ Band 139, Seiten 278 ff.; Reichsgericht, Urteil vom 07.02.1918, Az.: VI 375/17, u. a. in: RGZ Band 92, Seiten 172 ff.; OLG Brandenburg, Beschluss vom 14.12.2006, Az.: 69/06, u. a. in: „juris“; AG Brandenburg an der Havel, Verweisungsbeschluss vom 28.08.2006, Az: 31 C 54/06), so dass sich das angegangene Amtsgericht Brandenburg an der Havel somit hier jetzt auch auf Antrag der Prozessbevollmächtigten des Antragstellers vom 08.09.2014 für örtlich und sachlich unzuständig zu erklären hat und das Verfahren an das sachlich und örtlich zuständige Landgericht Potsdam zu verweisen ist.