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Entscheidung 31 C 168/18


Metadaten

Gericht AG Brandenburg Entscheidungsdatum 09.04.2019
Aktenzeichen 31 C 168/18 ECLI
Dokumententyp Urteil Verfahrensgang -
Normen

Leitsatz

Zwar kommen die besonderen Sorgfaltspflichten aus § 9 Abs. 5 und § 10 StVO im Fall eines vorschriftswidrigen Fahrens eines Fahrzeugs entgegen der vorgegebenen Richtung in einer Einbahnstraße (Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 der StVO) grundsätzlich nicht zur Anwendung, jedoch kann ein Verstoß gegen § 1 Abs. 2 StVO (unter Beachtung von § 8 Abs. 2 Satz 3 StVO) zu einer Mithaftung des anderen Verkehrsteilnehmers führen.

Tenor

1. Die Beklagten zu 1.) und 2.) werden als Gesamtschuldner verurteilt, an den Kläger 464,47 Euro nebst Zinsen hieraus in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem Basiszinssatz seit 27.10.2017 zu zahlen.

2. Im Übrigen wird die Klage abgewiesen.

3. Von den Kosten des Rechtsstreits hat der Kläger 40 % zu tragen. Die Beklagten zu 1.) und 2.) haben als Gesamtschuldner von den Kosten des Rechtsstreits 60 % zu tragen.

4. Dieses Urteil ist vorläufig vollstreckbar.

Beschluss

Der Streitwert des Rechtsstreits wird auf 776,03 Euro festgesetzt.

Tatbestand

Eines Tatbestandes bedarf es in dieser Sache nicht, da ein Rechtsmittel gegen dieses Urteil unzweifelhaft nicht zulässig ist (§ 313a Abs. 1 Satz 1 ZPO in Verbindung mit § 511 Abs. 2 Nr. 1 ZPO), die Rechtssache keine grundsätzliche Bedeutung hat sowie die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Berufungsgerichts nicht erfordert und zudem die Parteien durch das Urteil jeweils auch nicht mit mehr als 600,00 Euro beschwert sind.

Entscheidungsgründe

Die sachliche und örtliche Zuständigkeit des angerufenen Amtsgerichts ergibt sich aus § 23 Nr. 1 GVG in Verbindung mit § 32 ZPO und § 20 StVG.

Die Klage ist zulässig.

… (wird ausgeführt)…

Die Klägerseite hat vorliegend somit aber den Nachweis dafür erbracht, dass der Kläger tatsächlich der Eigentümer dieses Fahrzeugs am Unfalltag war. Die Klage ist daher auch nicht wegen einer fehlenden Aktivlegitimation des Klägers hier als unzulässig abzuweisen.

Jedoch ist die Klage nur noch im zuerkannten Umfang begründet. Dem Kläger steht gegenüber den Beklagten als Gesamtschuldnern hier nämlich nach der unstreitig erfolgten vorprozessualen Zahlung der Beklagten zu 2.) in Höhe von insgesamt 721,75 Euro (482,50 € + 239,25) nur noch ein Anspruch auf Zahlung in Höhe von 464,47 Euro zu (§ 7 und § 17 StVG in Verbindung mit § 249, § 254 und § 823 BGB sowie § 115 VVG unter Beachtung von § 1, § 8 Abs. 2 Satz 3, § 9 Abs. 5, § 10, § 41 Abs. 1 Anlage 2, Zeichen 220 der StVO).

Ein Haftungsausschluss gemäß § 7 Abs. 2 StVG liegt hier jedoch weder auf Seiten des Klägers noch auf Seiten der Beklagten vor. Ein derartiger Haftungsausschluss würde nämlich nur dann vorliegen, wenn ein Fall von „höherer Gewalt“ gegeben wäre. Höhere Gewalt im Sinne des § 7 StVG ist aber analog der zu § 1 Abs. 2 Nr. 1 HaftpflG entwickelten Definition als außergewöhnliches, betriebsfremdes, durch Naturkräfte oder Handlungen dritter (betriebsfremder) Personen herbeigeführtes und nach menschlicher Einsicht und Erfahrung unvorhersehbares Ereignis, das mit wirtschaftlich erträglichen Mitteln auch durch nach den Umständen äußerste, vernünftigerweise zu erwartende Sorgfalt nicht verhütet werden kann und das auch nicht im Hinblick auf seine Häufigkeit noch in Kauf genommen werden muss (BGH, Urteil vom 18.05.2004, Az.: VI ZR 267/03, u.a. in: NJW 2004, Seite 2086; BGH, Urteil vom 22.04.2004, Az.: III ZR 108/03, u.a. in: NZV 2004, Seiten 395 ff.; BGH, Urteil vom 15.03.1988, Az.: VI ZR 115/87, u.a. in: NJW-RR 1988, Seiten 986 f.; BGH, Urteil vom 17.10.1985, Az.: III ZR 99/84, u.a. in: NJW 1986, Seiten 2312 ff.; BGH, Urteil vom 30.05.1974, Az.: III ZR 190/71, u.a. in: NJW 1974, Seiten 1770 ff.; BGH, Urteil vom 15.11.1966, Az.: VI ZR 280/64, u.a. in: VersR 1967, Seiten 138 f.; BGH, Urteil vom 23.10.1952, Az.: III ZR 364/51, u.a. in: NJW 1953, Seite 184; OLG München, Urteil vom 27.07.2007, Az.: 10 U 2604/06, u.a. in: FD-StrVR 2007, Nr. 242486 = „juris“; OLG Hamburg, Urteil vom 19.12.1978, Az.: 7 U 62/78, u.a. in: VersR 1979, Seiten 549 f.; LG Bonn, Urteil vom 13.02.2007, Az.: 8 S 187/06, u.a. in: NZV 2007, Seiten 407 f.; LG Itzehoe, Urteil vom 11.07.2003, Az.: 7 O 130/03, u.a. in: NJW-RR 2003, Seiten 1465 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 18.07.2014, Az.: 31 C 147/12, u.a. in: FD-StrVR 2014, Nr. 360544 = „juris“; AG Bremen, Urteil vom 28.07.2006, Az.: 7 C 131/06, u.a. in: BeckRS 2007, Nr. 03859 = „juris“).

Höhere Gewalt hat nach den in der herrschenden Rechtsprechung (BGH, Urteil vom 18.05.2004, Az.: VI ZR 267/03, u.a. in: NJW 2004, Seite 2086; BGH, Urteil vom 22.04.2004, Az.: III ZR 108/03, u.a. in: NZV 2004, Seiten 395 ff.; BGH, Urteil vom 15.03.1988, Az.: VI ZR 115/87, u.a. in: NJW-RR 1988, Seiten 986 f.; BGH, Urteil vom 17.10.1985, Az.: III ZR 99/84, u.a. in: NJW 1986, Seiten 2312 ff.; BGH, Urteil vom 30.05.1974, Az.: III ZR 190/71, u.a. in: NJW 1974, Seiten 1770 ff.; BGH, Urteil vom 15.11.1966, Az.: VI ZR 280/64, u.a. in: VersR 1967, Seiten 138 f.; BGH, Urteil vom 23.10.1952, Az.: III ZR 364/51, u.a. in: NJW 1953, Seite 184; OLG München, Urteil vom 27.07.2007, Az.: 10 U 2604/06, u.a. in: FD-StrVR 2007, Nr. 242486 = „juris“; OLG Hamburg, Urteil vom 19.12.1978, Az.: 7 U 62/78, u.a. in: VersR 1979, Seiten 549 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; LG Bonn, Urteil vom 13.02.2007, Az.: 8 S 187/06, u.a. in: NZV 2007, Seiten 407 f.; LG Itzehoe, Urteil vom 11.07.2003, Az.: 7 O 130/03, u.a. in: NJW-RR 2003, Seiten 1465 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 18.07.2014, Az.: 31 C 147/12, u.a. in: FD-StrVR 2014, Nr. 360544 = „juris“; AG Bremen, Urteil vom 28.07.2006, Az.: 7 C 131/06, u.a. in: BeckRS 2007, Nr. 03859 = „juris“) zu § 1 HaftpflG entwickelten Rechtsgrundsätzen somit die folgenden 3 Voraussetzungen, die alle zugleich erfüllt sein müssen:

- das schädigende Ereignis muss von außen her auf den Betrieb des Fahrzeuges eingewirkt haben;

- es muss so außergewöhnlich sein, dass der Halter oder Fahrer damit nicht zu rechnen brauchte

und

- es muss auch durch die äußerste Sorgfalt nicht abwendbar gewesen sein.

Einen Ausschluss einer Mithaftung nach § 7 Abs. 2 StVG wegen höherer Gewalt ist für den Kfz-Betrieb somit auf seltene Ausnahmefälle zu beschränken und immer dann, wenn sich – so wie hier – die spezifische Betriebsgefahr eines Kraftfahrzeugs noch ursächlich ausgewirkt hat, grundsätzlich zu verneinen.

Unstreitig lag eine solche Situation hier aber weder für die Beklagte zu 2.) noch für den Kläger vor. Keine höhere Gewalt sind insofern nämlich regelmäßig – bereits wegen ihrer Häufigkeit – selbst grobe Regelverstöße. Die Kollision eines Kraftfahrzeugs mit einem anderen Fahrzeug (oder Passanten bzw. sogar mit Tieren) ist auch alles andere als selten, wie schon die Opfer solcher Zusammenstöße auf den Straßen augenscheinlich belegen (BGH, Urteil vom 18.05.2004, Az.: VI ZR 267/03, u.a. in: NJW 2004, Seite 2086; BGH, Urteil vom 22.04.2004, Az.: III ZR 108/03, u.a. in: NZV 2004, Seiten 395 ff.; BGH, Urteil vom 15.03.1988, Az.: VI ZR 115/87, u.a. in: NJW-RR 1988, Seiten 986 f.; BGH, Urteil vom 17.10.1985, Az.: III ZR 99/84, u.a. in: NJW 1986, Seiten 2312 ff.; BGH, Urteil vom 30.05.1974, Az.: III ZR 190/71, u.a. in: NJW 1974, Seiten 1770 ff.; BGH, Urteil vom 15.11.1966, Az.: VI ZR 280/64, u.a. in: VersR 1967, Seiten 138 f.; BGH, Urteil vom 23.10.1952, Az.: III ZR 364/51, u.a. in: NJW 1953, Seite 184; OLG München, Urteil vom 27.07.2007, Az.: 10 U 2604/06, u.a. in: FD-StrVR 2007, Nr. 242486 = „juris“; OLG Hamburg, Urteil vom 19.12.1978, Az.: 7 U 62/78, u.a. in: VersR 1979, Seiten 549 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; LG Bonn, Urteil vom 13.02.2007, Az.: 8 S 187/06, u.a. in: NZV 2007, Seiten 407 f.; LG Itzehoe, Urteil vom 11.07.2003, Az.: 7 O 130/03, u.a. in: NJW-RR 2003, Seiten 1465 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 18.07.2014, Az.: 31 C 147/12, u.a. in: FD-StrVR 2014, Nr. 360544 = „juris“; AG Bremen, Urteil vom 28.07.2006, Az.: 7 C 131/06, u.a. in: BeckRS 2007, Nr. 03859 = „juris“). Eine „höhere Gewalt“ im Sinne dieser Regelung liegt hier dementsprechend weder auf Seiten der Beklagten noch auf der Klägerseite vor.

Bei § 17 Abs. 3 StVG handelt es sich hingegen dogmatisch um einen neben § 7 Abs. 2 StVG tretenden Ausschlusstatbestand, welcher als Grenze der nach § 17 Abs. 1 und Abs. 2 StVG möglichen Abwägung tritt. Die Fragen zur Unabwendbarkeit und zur Haftungsverteilung sind insofern aber streng voneinander zu trennen (OLG München, Urteil vom 28.02.2014, Az.: 10 U 3878/13, u.a. in: r + s 2014, Seiten 471 f.; OLG München, Urteil vom 02.02.2007, Az.: 10 U 4976/06, u.a. in: DAR 2007, Seiten 465 f.; OLG Hamm, Urteil vom 15.03.2002, Az.: 9 U 188/01, u.a. in: NZV 2002, Seiten 373 f.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Beide Prozessparteien haben hier aber nach Überzeugung des erkennenden Gerichts auch nicht den Nachweis geführt, dass der Unfall für die Beklagte zu 1.) und/oder den Kläger ein unabwendbares Ereignis im Sinne von § 17 Abs. 3 StVG gewesen ist. Es lässt sich vorliegend nämlich nicht ausschließen und ist hier sogar mehr als nur wahrscheinlich, dass ein besonders umsichtiger und gewissenhafter („Ideal“-) Fahrer anstelle der hiesigen beiden Kraftfahrzeugführer in der konkreten Verkehrslage durch Einleitung geeigneter Abwehrmaßnahmen bzw. Unterlassung bestimmter Handlungen den Unfall doch noch vermieden hätte. Der Begriff des „unabwendbaren Ereignis“ in diesem Sinne meint nämlich ein schadensstiftendes Ereignis, das auch bei der äußersten möglichen Sorgfalt nicht mehr abgewendet werden kann, wozu ein sachgemäßes, geistesgegenwärtiges Handeln über den gewöhnlichen und persönlichen Maßstab hinaus gehört (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; OLG Celle, Urteil vom 15.05.2018, Az.: 14 U 175/17, u.a. in: NJW-Spezial 2018, Seite 426; OLG München, Urteil vom 09.03.2018, Az.: 10 U 3204/17, u.a. in: FD-StrVR 2018, Nr. 405159 = „juris“; OLG Hamm, Urteil vom 16.01.2018, Az.: I-9 U 198/16, u.a. in: FD-StrVR 2018, Nr. 407171 = „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 14.07.2016, Az.: 12 U 121/15, u.a. in: r + s 2016, Seiten 636 f.; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Schleswig, OLG-Report 2008, Seite 314; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; OLG München, Urteil vom 02.02.2007, Az.: 10 U 4976/06, u.a. in: DAR 2007, Seiten 465 f.; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Celle, Urteil vom 17.03.2005, Az.: 14 U 192/04, u.a. in: MDR 2005, Seiten 984 f.; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; OLG Köln, Urteil vom 24.04.1996, Az.: 13 U 146/95, u.a. in: Schaden-Praxis 1996, Seiten 307 ff.; OLG Köln, DAR 1995, Seite 484; OLG Hamm, Urteil vom 17.03.1992, Az.: 27 U 12/92, u.a. in: VersR 1993, Seiten 711 f.; OLG Köln, Urteil vom 20.03.1991, Az.: 2 U 206/89, u.a. in: NZV 1992, Seiten 233 f.; OLG Karlsruhe, Urteil vom 14.05.1982, Az.: 10 U 244/81, u.a. in: VersR 1983, Seite 252; KG Berlin, Urteil vom 02.02.1981, Az.: 12 U 2830/80, u.a. in: VersR 1981, Seite 885; OLG München, VersR 1976, Seiten 1143 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Unabwendbarkeit bedeutet zwar nicht eine absolute Unvermeidbarkeit. Unabwendbar ist ein Unfall aber nur dann, wenn sicher anzunehmen ist, dass er auch einem besonders besonnenen und erfahrenen Fahrzeugführer bei sachgerechter Reaktion unterlaufen wäre. Dazu gehören erheblich über den Maßstab der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt hinausgehende Aufmerksamkeit, Geschicklichkeit und Umsicht sowie ein sachgemäßes, geistesgegenwärtiges Handeln im Augenblick der Gefahr im Rahmen des Menschen möglichen, also das Verhalten eines so genannten „Idealfahrers“. Unabwendbar ist somit nur ein solches Ereignis, welches auch durch äußerst mögliche Sorgfalt nicht abgewendet werden kann (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG Celle, Urteil vom 15.05.2018, Az.: 14 U 175/17, u.a. in: NJW-Spezial 2018, Seite 426; OLG München, Urteil vom 09.03.2018, Az.: 10 U 3204/17, u.a. in: FD-StrVR 2018, Nr. 405159 = „juris“; OLG Hamm, Urteil vom 16.01.2018, Az.: I-9 U 198/16, u.a. in: FD-StrVR 2018, Nr. 407171 = „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 14.07.2016, Az.: 12 U 121/15, u.a. in: r + s 2016, Seiten 636 f.; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Schleswig, OLG-Report 2008, Seite 314; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; OLG München, Urteil vom 02.02.2007, Az.: 10 U 4976/06, u.a. in: DAR 2007, Seiten 465 f.; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Celle, Urteil vom 17.03.2005, Az.: 14 U 192/04, u.a. in: MDR 2005, Seiten 984 f.; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; OLG Köln, Urteil vom 24.04.1996, Az.: 13 U 146/95, u.a. in: Schaden-Praxis 1996, Seiten 307 ff.; OLG Köln, DAR 1995, Seite 484; OLG Hamm, Urteil vom 17.03.1992, Az.: 27 U 12/92, u.a. in: VersR 1993, Seiten 711 f.; OLG Köln, Urteil vom 20.03.1991, Az.: 2 U 206/89, u.a. in: NZV 1992, Seiten 233 f.; OLG Karlsruhe, Urteil vom 14.05.1982, Az.: 10 U 244/81, u.a. in: VersR 1983, Seite 252; KG Berlin, Urteil vom 02.02.1981, Az.: 12 U 2830/80, u.a. in: VersR 1981, Seite 885; OLG München, VersR 1976, Seiten 1143 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Dazu gehört sachgemäßes, geistesgegenwärtiges Handeln über den gewöhnlichen und persönlichen Maßstab hinaus; zwar nicht das Verhalten eines gedachten „Superfahrers“, jedoch gemessen an durchschnittlichen Verkehrsanforderungen das Verhalten eines "Idealfahrers". Zu dieser äußersten Sorgfalt gehört insbesondere die Berücksichtigung aller möglichen Gefahrenmomente (OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Stuttgart, VersR 1983, Seite 252).

Erforderlich sind besonders sorgfältige Reaktionen (OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Oldenburg, VersR 1980, Seite 340), wobei der jeweilige Fahrer auch erhebliche fremde Fehler anderer Verkehrsteilnehmer und Passanten mit berücksichtigen muss (OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Hamm, Urteil vom 25.11.1996, Az.: 6 U 79/96, u.a. in: NJWE-VHR 1997, Seite 108; KG Berlin, Betrieb 1974, Seite 1569 AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Die Prüfung nach § 17 Abs. 3 StVG hat sich insoweit aber auch darauf zu erstrecken, ob ein „Idealfahrer“ überhaupt in diese Gefahrensituation geraten wäre und ob der Verkehrsteilnehmer in der konkreten Unfallsituation wie ein „Idealfahrer“ reagiert hat (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG Köln, Urteil vom 24. April 1996, Az.: 13 U 146/95; OLG Köln, NZV 1992, Seite 233; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.). Die Straßenverkehrsordnung verlangt nämlich gerade auch von einem „Idealfahrer“ eine defensive und vorausschauende Fahrweise (§ 1 StVO; OLG Rostock, Urteil vom 23.02.2007, Az.: 8 U 39/06, u.a. in: MDR 2007, Seite 1014).

Wenn aber z.B. ein Fahrer eine überzogene Bremsreaktion verursacht, war er in der eigentlichen Kollisionslage auch nicht mehr in der Situation eines „Idealfahrers“ (OLG Koblenz, NJW-RR 2006, Seiten 94 f.). Ein unabwendbares Ereignis liegt gemäß § 17 Abs. 3 Satz 2 StVG nämlich nur dann vor, wenn der Fahrer jede nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt beobachtet hat und auch durch diese das Unfallereignis nicht mehr hätte abgewendet werden können. Hierzu gehört sachgemäßes, geistesgegenwärtiges Handeln, dass über den gewöhnlichen und persönlichen Maßstab hinausgeht und alle möglichen Gefahrenmomente berücksichtigt (KG Berlin, KG-Report 2006, Seite 352). Nach der Legaldefinition des § 17 Abs. 3 StVG gilt ein Ereignis somit nur dann als „unabwendbar“, wenn der Fahrer des jeweiligen Fahrzeugs die nach den Umständen des Falles gebotene Sorgfalt vollständig wie ein „Idealfahrer“ beobachtet hätte (LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; LG Limburg, Urteil vom 16.12.2008, Az.: 2 O 313/06).

Ein schuldhaftes Fehlverhalten eines Kraftfahrers schließt insofern aber bereits ein „unabwendbares Ereignis“ aus. Schon bloße Zweifel am unfallursächlichen Fahrverhalten schließen sogar die Feststellung der Unabwendbarkeit aus (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Darlegungs- und beweisbelastet für die Unabwendbarkeit des Unfalles in diesem Sinne ist im Übrigen grundsätzlich immer derjenige, der sich jeweils entlasten will (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Schleswig, OLG-Report 2008, Seite 314; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Köln, DAR 1995, Seite 484; OLG Köln, NZV 1994, Seiten 230 f.; OLG München, VersR 1976, Seiten 1143 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; LG Nürnberg-Fürth, Urteil vom 30.03.2017, Az.: 2 S 2191/16, u.a. in: NJW-RR 2017, Seiten 730 f.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.; AG Essen, Urteil vom 13.01.2016, Az.: 20 C 254/15, u.a. in: SVR 2016, Seiten 108 ff.; Hentschel/König/Dauer, Straßenverkehrsrecht-Kommentar, 45. Auflage 2019, § 17 StVG, Rn. 23).

Wenn also eine Partei für den Fahrer ihres Kraftfahrzeuges ein „unabwendbares Ereignis“ im Sinne von § 17 Abs. 3 StVG behauptet ist diese Prozesspartei dann auch dafür beweispflichtig, dass der Fahrer ihres Kraftfahrzeugs die oben näher dargelegte gesteigerte Sorgfalt eines „Idealfahrers“ tatsächlich so eingehalten hat (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG Brandenburg, Urteil vom 14.07.2016, Az.: 12 U 121/15, u.a. in: r + s 2016, Seiten 636 f.; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: „juris“; OLG Schleswig, OLG-Report 2008, Seite 314; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; OLG Brandenburg, VRS Band 106, Seiten 99 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 07.05.2003, Az.: 14 U 123/02, u.a. in: VRS Band 106 [2004], Seiten 18 ff.; OLG Köln, DAR 1995, Seite 484; OLG Köln, NZV 1994, Seiten 230 f.; OLG Schleswig, OLG-Report 2008, Seite 314; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; OLG Köln, DAR 1995, Seite 484; OLG Köln, NZV 1994, Seiten 230 f.; OLG München, VersR 1976, Seiten 1143 f.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Insofern ist es also stets Sache der jeweiligen Partei im Einzelnen vorzutragen und ggf. auch zu beweisen, dass auch ein Idealfahrer an Stelle ihres/ihrer Fahrers/in den Unfall nicht mehr hätte verhindern können (OLG Brandenburg, Urteil vom 01.07.2010, Az.: 12 U 15/10, u.a. in: VRR 2010, Seite 465).

Dabei können jedoch aber nur solche Umstände der Beurteilung zugrunde gelegt werden, die zur Überzeugung des Gerichts feststehen; eine Unaufklärbarkeit von Umständen geht dann zu Lasten derjenigen Prozesspartei, die sich auf ein „unabwendbares Ereignis“ im Sinne von § 17 Abs. 3 StVG beruft (BGH, NJW 1982, Seiten 1149 f.; BGH, NJW 1973, Seiten 44 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 14.07.2016, Az.: 12 U 121/15, u.a. in: r + s 2016, Seiten 636 f.; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: „juris“; OLG Celle, OLG-Report 2007, Seite 854; KG Berlin, NZV 2004, Seiten 579 ff.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Unzutreffend wäre deshalb ein Vortrag einer Prozesspartei, dass die von der Gegenseite aufgezeigten Möglichkeiten zur Vermeidung des Unfalls durch den Fahrer ihres Kraftfahrzeugs nicht geeignet gewesen wären, den Unfall doch noch zu verhindern (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“).

Diese Prüfung darf sich nämlich nicht allein auf die Frage beschränken, ob der Fahrer des klägerischen Fahrzeugs in der konkreten Gefahrensituation wie ein „Idealfahrer“ reagiert hat; vielmehr ist sie auf die weitere Frage zu erstrecken, ob ein „Idealfahrer“ überhaupt in eine solche Gefahrenlage geraten wäre.

Insofern wird also der sich aus einer abwendbaren Gefahrenlage entwickelnde Unfall noch nicht dadurch unabwendbar, dass sich der Kläger als Fahrer seines Fahrzeugs im Moment der konkreten Gefahr ggf. (dann aber zu spät) „ideal“ verhalten hat (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG Brandenburg, Urteil vom 14.07.2016, Az.: 12 U 121/15, u.a. in: r + s 2016, Seiten 636 f.; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239).

Vor diesem Hintergrund ist der Klägerseite hier aber nicht der Nachweis gelungen, dass der Unfall für den Kläger ein „unabwendbares Ereignis“ in diesem Sinne war. Das erkennende Gericht konnte hier nämlich nicht den nach § 286 ZPO erforderlichen Überzeugungsgrad gewinnen, das der Unfall unter Berücksichtigung des gebotenen, vorausschauenden Verhaltens auch für einen sogenannten „Idealfahrer“ an Stelle des Klägers nicht doch noch vermeidbar gewesen wäre.

Es kann vorliegend nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass erste Anzeichen für eine Gefahrensituation schon so früh für den Kläger erkennbar waren, dass ein sogenannte „Idealfahrer“ unter Beachtung des oben genannten Sorgfältigkeitsmaßstabs schon viel früher als der Kläger reagiert hätte und zu diesem Zeitpunkt noch ein Handlungsspielraum gegeben war, der einem besonders umsichtigen und gewissenhaften („Ideal“-)Fahrer anstelle des Klägers in der konkreten Verkehrslage noch die Möglichkeit eröffnet hätte den Unfall ggf. doch noch zu vermeiden, zumindest aber dessen Folgen zu verringern (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239).

Damit scheidet aber allein schon wegen der Nichtaufklärbarkeit dieser Unfallphase die Bejahung eines „unabwendbaren Ereignisses“ im Sinne von § 17 Abs. 3 StVG hier zugunsten des Klägers aus, so dass es auf die Beantwortung der Frage, ob ein „Idealfahrer“ mit einer geringeren Geschwindigkeit beim Herausfahren aus der Parkbucht und/oder einer kontrollierten Ausweichreaktion und/oder einem frühzeitigeren Bremsmanöver und/oder einem noch Vorbeifahren lassen des Fahrzeugs der Erstbeklagten den Unfall doch noch hätte verhindern bzw. dessen Folgen noch hätte verringern können, vorliegend nicht mehr ankommt (BGH, Urteil vom 10.07.2007, Az.: VI ZR 199/06, u.a. in: NJW 2007, Seiten 3120 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.2005, Az.: VI ZR 68/04, u.a. in: NJW 2006, Seiten 896 ff.; BGH, Urteil vom 17.03.1992, Az.: VI ZR 62/91, u.a. in: NJW 1992, Seiten 1684 ff.; BGH, Urteil vom 13.12.1990, Az.: III ZR 14/90, u.a. in: NJW 1991, Seiten 1171 f.; BGH, Urteil vom 28.05.1985, Az.: VI ZR 258/83, u.a. in: NJW 1986, Seiten 183 f.; BGH, DAR 1976, Seite 246; BGH, Urteil vom 10.10.1972, Az.: VI ZR 104/71, u.a. in: NJW 1973, Seiten 44 f.; BGH, Urteil vom 17.02.1970, Az.: VI ZR 135/68, u.a. in: VersR 1970, Seiten 423 f.; BGH, Urteil vom 13.05.1969, Az.: VI ZR 270/67, u.a. in: VersR 1969, Seite 827; OLG München, Urteil vom 12.08.2011, Az.: 10 U 3150/10, u.a. in: BeckRS 2011, Nr. 22231 = „juris“; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239), da die Klägerseite insofern hier nicht zu beweisen vermochte, dass es sich bei dem Unfall für den Kläger um ein derartiges „unabwendbares Ereignis“ gehandelt hat.

Vorliegend kann nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass ein besonders umsichtiger Fahrer den Pkw der Beklagten zu 1.) noch rechtzeitig erkannt hätte und entweder noch in auf dem Parkstreifen stehen blieb oder einige Zentimeter zurück in die Ausgangsposition gefahren wäre (OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.).

Da ein diesem Maßstab gerecht werdendes Handeln des am Unfall beteiligten Klägers vorliegend die Klägerseite nicht zu beweisen vermocht hat, muss sich insofern der Kläger dann aber auch grundsätzlich die allgemeine (einfache) Betriebsgefahr seines Kraftfahrzeugs mit 20 % anrechnen lassen (OLG München, Urteil vom 19.05.2017, Az.: 10 U 4256/16, u.a. in: NJW 2017, Seiten 2838 ff.; OLG München, Urteil vom 24.02.2017, Az.: 10 U 4448/16, u.a. in: NJW-RR 2017, Seiten 1059 f.; OLG Schleswig, Urteil vom 25.10.2012, Az.: 7 U 156/11, u.a. in: SchlHA 2013, Seite 280; LG Hannover, Beschluss vom 06.08.2015, Az.: 4 S 37/15, u.a. in: DV 2015, Seite 286; LG Saarbrücken, Urteil vom 07.06.2013, Az.: 13 S 31/13, u.a. in: NJW-RR 2013, Seiten 1249 ff.; LG Hamburg, Urteil vom 04.12.2009, Az.: 306 O 221/08, u.a. in: BeckRS 2009, Nr. 89227 = „juris“; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Ein diesem Maßstab gerecht werdendes Handeln der Beklagten zu 1.) hat aber auch die Beklagtenseite vorliegend noch nicht einmal behauptet bzw. zu beweisen vermocht. Für die Beklagte zu 1.) war das Unfallgeschehen schon deswegen abwendbar, weil sie bei größtmöglicher Vorsicht auf eine Einfahrt in der Einbahnstraße in der falschen Richtung hätte verzichten müssen. Der Beklagten zu 1.) fällt nämlich unstreitig ein schuldhafter Verstoß gegen das Gebot, eine Einbahnstraße nur in die vorgeschriebene Fahrtrichtung zu befahren zur Last, was sich die Beklagte zu 2.) zurechnen lassen muss. Die Beklagte zu 1.) hat insofern nämlich durch ihre Vorwärtsfahrt entgegen der Fahrtrichtung der Einbahnstraße gegen das Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 StVO verstoßen (BGH, Urteil vom 06.10.1981, Az.: VI ZR 296/79, u.a. in: NJW 1982, Seite 334; OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.; KG Berlin, Beschluss vom 05.05.2004, Az.: [3] 1 Ss 6/04 [11/04], u.a. in: NStZ-RR 2004, Seiten 285 f.; KG Berlin, Beschluss vom 19.04.1996, Az.: 2 Ss 46/96 - 3 Ws [B] 117/96, u.a. in: DAR 1996, Seite 366; KG Berlin, Urteil vom 10.03.1994, Az.: 22 U 921/93, u.a. in: KG-Report 1994, Seiten 98 f.; KG Berlin, Urteil vom 20.02.1992, Az.: 22 U 1320/91, u.a. in: VersR 1993, Seite 711; OLG Oldenburg, Urteil vom 18.11.1991, Az.: 9 U 46/91, u.a. in: NZV 1992, Seiten 487 f.; OLG Köln, Urteil vom 16.05.1991, Az.: 7 U 170/90, u.a. in: VersR 1992, Seiten 332 f.; KG Berlin, Beschluss vom 05.01.1981, Az.: 3 Ws [B] 370/80, u.a. in: VRS Band 60, Seiten 382 ff.; OLG Düsseldorf, Urteil vom 15.12.1977, Az.: 12 U 70/77, u.a. in: VRS Band 55, Seiten 412 ff.; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 07.07.1977, Az.: 3 Ss (B) 122/77, u.a. in: DAR 1978, Seite 171; OLG Hamm, Beschluss vom 04.03.1977, Az.: 4 Ss OWi 1426/76, u.a. in: DAR 1978, Seiten 54 f.; OLG Saarbrücken, Urteil vom 06.02.1976, Az.: 3 U 44/75, u.a. in: VerkMitt 1976, Seite 64, Nr. 100; LG Wuppertal, Urteil vom 19.07.2016, Az.: 4 O 174/15, u.a. in: BeckRS 2016, Nr. 128932 = „juris“; LG München I, Urteil vom 11.05.2010, Az.: 17 O 13169/09, u.a. in: MDR 2010, Seiten 1253 f.; LG Frankfurt/Main, Urteil vom 16.04.2003, Az.: 2/1 S 376/02, u.a. in: NZV 2004, Seiten 32 f.; AG Köln, Urteil vom 21.05.1975, Az.: 142 C 978/74, u.a. in: r + s 1976, Seite 74; Lafontaine, in: Freymann/Wellner, jurisPK-Straßenverkehrsrecht, 1. Auflage 2016, Stand: 11.05.2018, § 41 StVO, Rn. 112).

Insofern räumt die Beklagtenseite hier auch eine Haftung von 50 % ein, so dass die Beklagtenseite den Unabwendbarkeitsbeweis im Sinne von § 17 Abs. 3 StVG vorliegend ebenso nicht geführt hat und dem entsprechend der Kläger grundsätzlich in dieser Sache schon mit einer Haftungsquote von 20 % und die Beklagten mit einer Haftungsquote von 50 % belastet sind.

Da somit hier auch die Ersatzpflicht der Beklagten weder nach § 7 Abs. 2 StVG noch nach § 17 Abs. 3 StVG ausgeschlossen ist, weil der Unfall weder durch „höhere Gewalt“ verursacht wurde noch die Klägerseite Tatsachen vorträgt und beweist, aus denen sich das Vorliegen eines „unabwendbaren Ereignisses“ ergibt, ist vorliegend dementsprechend die vorzunehmende Abwägung der Verursachungsbeiträge auch nach § 17 Abs. 1 StVG durchzuführen. Insofern belastet hier aber den Kläger grundsätzlich schon die allgemeine Betriebsgefahr seines Kraftfahrzeugs, welche allein schon in der Regel mit 20% anzusetzen ist (OLG München, Urteil vom 19.05.2017, Az.: 10 U 4256/16, u.a. in: NJW 2017, Seiten 2838 ff.; OLG München, Urteil vom 24.02.2017, Az.: 10 U 4448/16, u.a. in: NJW-RR 2017, Seiten 1059 f.; OLG Schleswig, Urteil vom 25.10.2012, Az.: 7 U 156/11, u.a. in: SchlHA 2013, Seite 280; LG Hannover, Beschluss vom 06.08.2015, Az.: 4 S 37/15, u.a. in: DV 2015, Seite 286; LG Saarbrücken, Urteil vom 07.06.2013, Az.: 13 S 31/13, u.a. in: NJW-RR 2013, Seiten 1249 ff.; LG Hamburg, Urteil vom 04.12.2009, Az.: 306 O 221/08, u.a. in: BeckRS 2009, Nr. 89227 = „juris“; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.), wie bereits dargelegt.

Im Rahmen der Abwägung der Verursachungsbeiträge nach § 17 Abs. 1 StVG ist zwar immer auch auf die Umstände des Einzelfalles abzustellen, insbesondere darauf inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder anderen Teil verursacht worden ist. Bei der Abwägung der Verursachungs- und Verschuldensanteile der Fahrer der beteiligten Kraftfahrzeuge sind unter Berücksichtigung der von beiden Fahrzeugen ausgehenden Betriebsgefahr aber nur unstreitige bzw. zugestandene und bewiesene Umstände einzustellen, so dass für Verschuldens-Vermutungen dabei kein Raum ist (BGH, Urteil vom 20.02.2013, Az.: VIII ZR 339/11, u.a. in: NJW 2013, Seiten 2018 ff.; BGH, Urteil vom 20.03.2012, Az.: VI ZR 3/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 2425 ff.; BGH, Urteil vom 21.11.2006, Az.: VI ZR 115/05, u.a. in: NJW 2007, Seiten 506 ff.; BGH, Urteil vom 13.02.1996, Az.: VI ZR 126/95, u.a. in: NJW 1996, Seiten 1405 ff.; BGH, Urteil vom 10.01.1995, Az.: VI ZR 247/94, u.a. in: NJW 1995, Seiten 1029 f.; BGH, Urteil vom 19.01.1962, Az.: VI ZR 78/61, u.a. in: VersR 1962, Seite 374; BGH, Urteil vom 16.10.1956, Az.: VI ZR 162/55, u.a. in: NJW 1957, Seiten 99 f.; OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 15.04.2014, Az.: 16 U 213/13, u.a. in: VersR 2014, Seiten 1471 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: VRS Band 117 [2009], Nr. 91, Seiten 340 ff.; KG Berlin, Urteil vom 11.02.2002, Az.: 12 U 117/01, u.a. in: NZV 2003, Seite 291; KG Berlin, Urteil vom 10.05.1999, Az.: 12 U 9612/97, u.a. in: NZV 1999, Seiten 512 f.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Daraus folgt nach den allgemeinen Beweisgrundsätzen, das im Rahmen der nach § 17 StVG vorzunehmenden Abwägung jeweils der eine Halter die Umstände zu beweisen hat die dem anderen Halter zum Verschulden gereichen sollen. Jeder Halter hat also die Umstände zu beweisen, die dem anderen zum Verschulden gereichen und aus denen er für die nach § 17 Abs. 1 StVG vorzunehmende Abwägung für sich günstige Rechtsfolgen herleiten will (BGH, Urteil vom 20.02.2013, Az.: VIII ZR 339/11, u.a. in: NJW 2013, Seiten 2018 ff.; BGH, Urteil vom 20.03.2012, Az.: VI ZR 3/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 2425 ff.; BGH, Urteil vom 21.11.2006, Az.: VI ZR 115/05, u.a. in: NJW 2007, Seiten 506 ff.; BGH, Urteil vom 13.02.1996, Az.: VI ZR 126/95, u.a. in: NJW 1996, Seiten 1405 ff.; BGH, Urteil vom 10.01.1995, Az.: VI ZR 247/94, u.a. in: NJW 1995, Seiten 1029 f.; BGH, Urteil vom 19.01.1962, Az.: VI ZR 78/61, u.a. in: VersR 1962, Seite 374; BGH, Urteil vom 16.10.1956, Az.: VI ZR 162/55, u.a. in: NJW 1957, Seiten 99 f.; OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 15.04.2014, Az.: 16 U 213/13, u.a. in: VersR 2014, Seiten 1471 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: VRS Band 117 [2009], Nr. 91, Seiten 340 ff.; OLG Oldenburg, VersR 1990, Seiten 1406 f.; OLG Frankfurt/Main, VersR 1981, Seite 841; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Da der Schaden somit hier durch zwei Kraftfahrzeuge verursacht worden ist und die grundsätzliche Haftung der Parteien hierfür nach Überzeugung des Gerichts feststeht, hängt in ihrem Verhältnis zueinander die Verpflichtung zum Schadenersatz sowie der Umfang des jeweils zu leistenden Ersatzes gemäß § 17 Abs. 1 und 2 StVG von den Umständen und insbesondere davon ab, inwieweit der Schaden vorwiegend von dem einen oder anderen Teil verursacht worden ist. Die Schadensverteilung richtet sich dabei jedoch auch nach dem Gewicht einer etwaigen Schuld der jeweils Beteiligten. Für das Maß der Verursachung ist somit stets ausschlaggebend, mit welchem Grad von Wahrscheinlichkeit ein Umstand allgemein geeignet ist, einen solchen Schaden herbeizuführen. Jedoch können im Rahmen dieser Abwägung zu Lasten einer Partei nur solche unfallursächlichen Tatsachen berücksichtigt werden, auf die diese Partei sich beruft oder die anderweitig feststehen bzw. unstreitig oder erwiesen sind (BGH, Urteil vom 20.02.2013, Az.: VIII ZR 339/11, u.a. in: NJW 2013, Seiten 2018 ff.; BGH, Urteil vom 20.03.2012, Az.: VI ZR 3/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 2425 ff.; BGH, Urteil vom 21.11.2006, Az.: VI ZR 115/05, u.a. in: NJW 2007, Seiten 506 ff.; BGH, Urteil vom 13.02.1996, Az.: VI ZR 126/95, u.a. in: NJW 1996, Seiten 1405 ff.; BGH, Urteil vom 10.01.1995, Az.: VI ZR 247/94, u.a. in: NJW 1995, Seiten 1029 f.; BGH, Urteil vom 19.01.1962, Az.: VI ZR 78/61, u.a. in: VersR 1962, Seite 374; BGH, Urteil vom 16.10.1956, Az.: VI ZR 162/55, u.a. in: NJW 1957, Seiten 99 f.; OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 15.04.2014, Az.: 16 U 213/13, u.a. in: VersR 2014, Seiten 1471 ff.; OLG Brandenburg, Urteil vom 02.04.2009, Az.: 12 U 214/08, u.a. in: VRS Band 117 [2009], Nr. 91, Seiten 340 ff.; OLG Oldenburg, VersR 1990, Seiten 1406 f.; OLG Frankfurt/Main, VersR 1981, Seite 841; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Die danach vorzunehmende Abwägung der Verursachungsbeiträge gemäß § 17 Abs. 1 StVG bzw. § 254 Abs. 1 BGB, in die nur bewiesene, zugestandene oder unstreitige Tatsachen einzustellen sind, führt in dem hier zu entscheidenden Fall dann aber dazu, dass der Kläger von den Beklagten als Gesamtschuldnern dem Grunde nach 80 % der ihm tatsächlich entstandenen Schäden ersetzt verlangen kann. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs wird die allgemeine Betriebsgefahr nämlich durch besondere Umstände erhöht, was bei der Schadensteilung mitzuberücksichtigen ist. Hierfür kommt namentlich eine fehlerhafte oder verkehrswidrige Fahrweise der bei dem Betrieb des Fahrzeugs tätigen Personen in Betracht (BGH, Urteil vom 26.04.2005, Az.: VI ZR 228/03, u.a. in: NJW 2005, Seiten 1940 ff.; BGH, Urteil vom 18.11.2003, Az.: VI ZR 31/02, u.a. in: NJW 2004, Seiten 772 ff.; BGH, VersR 2000, Seiten 1294 ff.; LG Flensburg, Urteil vom 05.01.2018, Az.: 2 O 228/13, u.a. in: NZV 2018, Seite 239; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Dafür, dass die Betriebsgefahr eines am Unfall beteiligten Fahrzeugs durch die – ggf. schuldhafte – Fahrweise des Fahrers gegenüber der dem anderen Fahrzeug wesentlich erhöht war und dass den Fahrer eines Fahrzeugs an dem Unfall ein Verschulden trifft, ist aber grundsätzlich die insofern behauptende Prozesspartei auch darlegungs- und beweispflichtig (BGH, Urteil vom 13.02.2007, Az.: VI ZR 58/06, u.a. in: NJW-RR 2007, Seiten 1077 ff.; OLG München, Urteil vom 29.10.2010, Az.: 10 U 2996/10, u.a. in: FD-StrVR 2010, Nr. 311107 = „juris“; OLG München, Urteil vom 01.12.2006, Az.: 10 U 4707/06, u.a. in: BeckRS 2006, Nr. 14437 = „juris“; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Auch die Neufassung von § 7 Abs. 2 StVG führt somit weder zu einer Änderung der Beweislastverteilung hinsichtlich des Mitverschuldens noch zu einer anderen Bewertung der Betriebsgefahr (OLG Nürnberg, Urteil vom 23.11.2004, Az.: 3 U 2818/04, u.a. in: NZV 2005, Seiten 422 f.; AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 13.01.2017, Az.: 31 C 71/16, u.a. in: DAR 2017, Seiten 322 ff.).

Das Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 der StVO („Einbahnstraße) schreibt die Fahrtrichtung vor. Entgegen dieser vorgeschriebenen Fahrtrichtung darf grundsätzlich nicht (auch nicht rückwärts) gefahren werden. Hier rechnet niemand mit ihm entgegenkommenden Verkehr, ob nun in Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt. Denn weder Fußgänger noch in der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fahrende oder aus einer Parkbucht fahrende Verkehrsteilnehmer richten in der Regel ihre Aufmerksamkeit auf einen etwaigen Verkehr entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung aus, egal, ob dieser ihnen in Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt entgegenkommt. Dementsprechend wird von der Rechtsprechung einhellig jegliche, entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung durchgeführte Fahrt eines Kraftfahrzeugs in einer Einbahnstraße als besonders gefährlich eingestuft. Denn wer in einer Einbahnstraße, wo dies niemand erwartet, entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fährt, muss den übrigen Verkehr ständig äußerst sorgfältig beobachten und sofort anhalten können; bei einem Unfall spricht deshalb auch bereits der Beweis des ersten Anscheins gegen den entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fahrenden Verkehrsteilnehmer. Dementsprechend ist auch die hier durch die Beklagte zu 1.) unstreitig ausgeführte Vorwärtsfahrt in einer Einbahnstraße als unzulässige Fahrt entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung der Einbahnstraße und als ein erheblicher Verstoß gegen das Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 der StVO anzusehen (BGH, Urteil vom 06.10.1981, Az.: VI ZR 296/79, u.a. in: NJW 1982, Seite 334; OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.; KG Berlin, Beschluss vom 05.05.2004, Az.: [3] 1 Ss 6/04 [11/04], u.a. in: NStZ-RR 2004, Seiten 285 f.; KG Berlin, Beschluss vom 19.04.1996, Az.: 2 Ss 46/96 - 3 Ws [B] 117/96, u.a. in: DAR 1996, Seite 366; KG Berlin, Urteil vom 10.03.1994, Az.: 22 U 921/93, u.a. in: KG-Report 1994, Seiten 98 f.; KG Berlin, Urteil vom 20.02.1992, Az.: 22 U 1320/91, u.a. in: VersR 1993, Seite 711; OLG Oldenburg, Urteil vom 18.11.1991, Az.: 9 U 46/91, u.a. in: NZV 1992, Seiten 487 f.; OLG Köln, Urteil vom 16.05.1991, Az.: 7 U 170/90, u.a. in: VersR 1992, Seiten 332 f.; KG Berlin, Beschluss vom 05.01.1981, Az.: 3 Ws [B] 370/80, u.a. in: VRS Band 60, Seiten 382 ff.; OLG Düsseldorf, Urteil vom 15.12.1977, Az.: 12 U 70/77, u.a. in: VRS Band 55, Seiten 412 ff.; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 07.07.1977, Az.: 3 Ss (B) 122/77, u.a. in: DAR 1978, Seite 171; OLG Hamm, Beschluss vom 04.03.1977, Az.: 4 Ss OWi 1426/76, u.a. in: DAR 1978, Seiten 54 f.; OLG Saarbrücken, Urteil vom 06.02.1976, Az.: 3 U 44/75, u.a. in: VerkMitt 1976, Seite 64, Nr. 100; LG Wuppertal, Urteil vom 19.07.2016, Az.: 4 O 174/15, u.a. in: BeckRS 2016, Nr. 128932 = „juris“; LG München I, Urteil vom 11.05.2010, Az.: 17 O 13169/09, u.a. in: MDR 2010, Seiten 1253 f.; LG Frankfurt/Main, Urteil vom 16.04.2003, Az.: 2/1 S 376/02, u.a. in: NZV 2004, Seiten 32 f.; AG Köln, Urteil vom 21.05.1975, Az.: 142 C 978/74, u.a. in: r + s 1976, Seite 74; Lafontaine, in: Freymann/Wellner, jurisPK-Straßenverkehrsrecht, 1. Auflage 2016, Stand: 11.05.2018, § 41 StVO, Rn. 112).

Zwar kann dem Kläger ein Verstoß gegen die besonderen Sorgfaltspflichten als Anfahrendem aus § 9 Abs. 5 und § 10 StVO hier im konkreten Fall aufgrund des erheblichen Verstoßes der Beklagten zu 1.) gegen das Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 der StVO nicht entgegengehalten werden. Jedoch hat der Kläger nach Überzeugung des Gerichts dessen ungeachtet die Regeln der StVO hier nicht vollständig beachtet, denen zufolge ein Verkehrsteilnehmer sich so zu verhalten hat, dass ein anderer Verkehrsteilnehmer nicht geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird (§ 1 StVO).

Unstreitig ist der Kläger hier nämlich von einer Parkbucht aus (§ 10 StVO) mit seinem Fahrzeug rückwärts (§ 9 Abs. 5 StVO) auf die Fahrbahn der Goethestraße gefahren, als die Beklagte zu 1.) mit ihrem Pkw auf Höhe dieser Parkbucht vorwärts auf der Fahrbahn dieser Einbahnstraße – entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung – fuhr. Der Schutzbereich des § 9 Abs. 5 StVO umfasst aber in der Regel den gesamten fließenden Verkehr, gleichgültig, ob er von rechts oder links kommt (LG Saarbrücken, VuR 2009, Seite 390).

Wer somit – wie hier der Kläger – rückwärts aus einer Parkbucht auf die Fahrbahn fährt, unterliegt in der Regel stets der doppelten Sorgfaltspflicht des § 9 Abs. 5 und des § 10 StVO, so dass bei einem Zusammenstoß mit einem auf der Fahrbahn vorwärts fahrenden Kraftfahrzeug im Grundsatz sogar von seiner alleinigen Haftung auszugehen ist. Wird insofern nämlich ein Unfall dadurch herbeigeführt, dass ein Fahrzeug von einer Parkbucht aus rückwärts auf die Fahrbahn der Straße fährt und dadurch in die Fahrspur eines unmittelbar herannahenden Kraftfahrzeugs hineingerät, so liegt darin grundsätzlich ein so grobes Verschulden des Führers des rückwärtsfahrenden aus der Parkbucht Fahrzeugs, dass sogar die allgemeine Betriebsgefahr des unmittelbar herannahenden Kraftfahrzeugs dann auch völlig zurück treten kann (BGH, Urteil vom 15.05.2018, Az.:VI ZR 231/17, u.a. in: NJW 2018, Seiten 3095 f.; BGH, Urteil vom 20.09.2011, Az.: VI ZR 282/10, u.a. in: NJW-RR 2012, Seiten 157 f.; BGH, Urteil vom 13.11.1990, Az.: VI ZR 15/90, u.a. in: NJW-RR 1991, Seite 536; BGH, Urteil vom 18.12.1962, Az.: VI ZR 39/62, u.a. in: VersR 1963, Seiten 358 f. = VRS Band 24, Seite 412; OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.; OLG Düsseldorf, Urteil vom 15.05.2012, Az.: I-1 U 127/11, u.a. in: BeckRS 2012, Nr. 212858 = „juris“; OLG Köln, Beschluss vom 02.01.2012, Az.: 5 U 161/11, u.a. in: NJW-RR 2012, Seiten 1051 f.; OLG Brandenburg, Urteil vom 17.12.1996, Az.: 2 U 52/96, u.a. in: OLG-NL 1997, Seite 124; OLG Frankfurt/Main, Urteil vom 28.05.1993. Az.: 24 U 115/92, u.a. in: NZV 1994, Seiten 280 f.; LG Saarbrücken, Urteil vom 30.09.2016, Az.: 13 S 55/16; AG Kulmbach, Urteil vom 18.02.2016, Az.: 76 C 584/14, u.a. in: DV 2016, Seiten 114 ff.).

Jedoch kann sich derjenige, der verbotswidrig eine Straße entgegen der einzig zugelassenen Fahrtrichtung benutzt – wie hier die Beklagte zu 1.) –, grundsätzlich nicht auf eine Schutzwirkung zu seinen Gunsten durch § 9 Abs. 5 und § 10 StVO berufen. Wer verbotswidrig eine Einbahnstraße in der Gegenrichtung befährt, kann für sich diesen Vertrauensgrundsatz nämlich nicht reklamieren (BGH, Urteil vom 06.10.1981, Az.: VI ZR 296/79, u.a. in: NJW 1982, Seite 334; OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.; KG Berlin, Beschluss vom 05.05.2004, Az.: [3] 1 Ss 6/04 [11/04], u.a. in: NStZ-RR 2004, Seiten 285 f.; KG Berlin, Beschluss vom 19.04.1996, Az.: 2 Ss 46/96 - 3 Ws [B] 117/96, u.a. in: DAR 1996, Seite 366; KG Berlin, Urteil vom 10.03.1994, Az.: 22 U 921/93, u.a. in: KG-Report 1994, Seiten 98 f.; KG Berlin, Urteil vom 20.02.1992, Az.: 22 U 1320/91, u.a. in: VersR 1993, Seite 711; OLG Oldenburg, Urteil vom 18.11.1991, Az.: 9 U 46/91, u.a. in: NZV 1992, Seiten 487 f.; OLG Köln, Urteil vom 16.05.1991, Az.: 7 U 170/90, u.a. in: VersR 1992, Seiten 332 f.; KG Berlin, Beschluss vom 05.01.1981, Az.: 3 Ws [B] 370/80, u.a. in: VRS Band 60, Seiten 382 ff.; OLG Düsseldorf, Urteil vom 15.12.1977, Az.: 12 U 70/77, u.a. in: VRS Band 55, Seiten 412 ff.; OLG Karlsruhe, Beschluss vom 07.07.1977, Az.: 3 Ss (B) 122/77, u.a. in: DAR 1978, Seite 171; OLG Hamm, Beschluss vom 04.03.1977, Az.: 4 Ss OWi 1426/76, u.a. in: DAR 1978, Seiten 54 f.; OLG Saarbrücken, Urteil vom 06.02.1976, Az.: 3 U 44/75, u.a. in: VerkMitt 1976, Seite 64, Nr. 100; LG Wuppertal, Urteil vom 19.07.2016, Az.: 4 O 174/15, u.a. in: BeckRS 2016, Nr. 128932 = „juris“; LG München I, Urteil vom 11.05.2010, Az.: 17 O 13169/09, u.a. in: MDR 2010, Seiten 1253 f.; LG Frankfurt/Main, Urteil vom 16.04.2003, Az.: 2/1 S 376/02, u.a. in: NZV 2004, Seiten 32 f.; AG Köln, Urteil vom 21.05.1975, Az.: 142 C 978/74, u.a. in: r + s 1976, Seite 74; Lafontaine, in: Freymann/Wellner, jurisPK-Straßenverkehrsrecht, 1. Auflage 2016, Stand: 11.05.2018, § 41 StVO, Rn. 112).

Damit fällt die Beklagte zu 1.) – deren Verhalten sich die Beklagte zu 2.) zurechnen lassen muss – auch nicht unter den Schutzbereich von § 9 Abs. 5 und § 10 StVO. Denn sie hatte – wie bereits ausgeführt – unstreitig mehrere Meter die Fahrbahn der Einbahnstraße unter Verstoß gegen das Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 StVO entgegen der vorgeschriebenen Richtung mit ihrem Pkw befahren.

Die Beklagten konnten jedoch hier einen Verstoß des Klägers gegen § 1 Abs. 2 StVO nachweisen. Kann der Ein- oder Anfahrende angesichts der konkreten Straßen- und Verkehrsverhältnisse vor Ort nicht übersehen, ob er den fließenden Verkehr gefährdet, so darf er sich nur vorsichtig in die Fahrbahn hinein tasten, bis er die Übersicht hat. Vorsichtiges Hineintasten bedeutet allerdings - wie in § 8 Abs. 2 Satz 3 StVO - nicht bloßes langsames Fahren, sondern zentimeterweises Vorrollen bis zum Übersichtspunkt mit der Möglichkeit, sofort noch anzuhalten zu können (OLG Düsseldorf, Urteil vom 24.10.2017, Az.: I-1 U 133/16, u.a. in: NJW-RR 2018, Seiten 657 ff.; OLG München, Urteil vom 31.03.2017, Az.: 10 U 4716/16, u.a. in: r + s 2017, Seiten 329 f.). In dieser Anfahrsituation gilt nämlich – und zwar unabhängig von § 9 Abs. 5 und § 10 StVO – eine allgemeine Pflicht zur Rücksichtnahme gegenüber allen Verkehrsteilnehmern gemäß § 1 StVO, auch wenn sich diese anderen Verkehrsteilnehmer selbst ggf. nicht verkehrsgerecht verhalten.

Nach eigenen Angaben ist der Kläger aber in sein Fahrzeug eingestiegen und dann einen halben Meter rückwärts aus der Parkbucht heraus gefahren, bevor es dann zur Kollision der beiden Fahrzeuge kam. Er sei im Übrigen zwar langsamer als „Schrittgeschwindigkeit“ (5 km/h bis 7 Km/h) aus der Parkbucht heraus gefahren. Dass der Kläger sich aber in den Verkehr auf die Fahrbahn durch zentimeterweises Vorrollen hineingetastet hätte, wurde von dem Kläger nicht behauptet. Auch hat er nicht vorgetragen, dass er die Beklagte zu 1.) zuvor wahrgenommen hat, obwohl diese nach seinen Angaben bereits ca. 20 m bis 25 m entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung vorwärts in seine Richtung gefahren sein muss. Auch hat der Kläger vor der Kollision der beiden Fahrzeuge sein Kraftfahrzeug nicht noch angehalten, sondern ist beim Rückwärtsfahren gegen den Pkw der Beklagten zu 1.) mit seinem Fahrzeug gestoßen.

Hierdurch ist der Kläger seinen oben genannten Pflichten aus § 1 StVO aber nicht ausreichend nachgekommen, denn er ist aus einer Reihe parkender Autos herausgefahren, ohne sich in den Verkehr zentimeterweise „hinein zu tasten“. Insofern hätte der Kläger hier aber wohl auch einen auf der Fahrbahn der Einbahnstraße in der vorgeschriebenen Fahrtrichtung fahrenden Verkehr und/oder Passanten bzw. Kinder durch sein Zurücksetzen erheblich behindert. Er konnte aufgrund der von ihm hier gefahrenen Geschwindigkeit nämlich gerade nicht nahezu ohne einen Anhalte-Weg noch vor einer Kollision mit dem Pkw der Beklagtenseite anhalten. Aus dem Vortrag der Parteien ergibt sich nämlich unstreitigen, dass des klägerischen Fahrzeugs vor der Kollision gerade nicht noch zwanglos anhalten konnte. Vielmehr befand sich der Kläger zum Zeitpunkt der Kollision auch noch mit seinem Fahrzeug in einer Rückwärtsbewegung. Insofern ist vorliegend die Weiterfahrt durch den Kläger bis zum Zeitpunkt des Unfalls sogar unstreitig. Aus diesem Grunde ist dem Kläger hier dann aber auch ein Aufmerksamkeitsverschulden nach § 1 Abs. 2 StVO unter Beachtung der Grundsätze des § 8 Abs. 2 Satz 3 StVO entgegenzuhalten.

Im Rahmen der hier durchzuführenden Abwägung ist deshalb die Betriebsgefahr des klägerischen Fahrzeugs auch noch mit 20 % zu berücksichtigen. Zwar ist die Betriebsgefahr des Fahrzeugs des Klägers hier weit geringer als diejenige auf Seiten der Beklagten, bei der eine pflichtwidrige Fahrt der Beklagten zu 1.), entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung (Vorschriftszeichen 220, Anlage 2 zur StVO i.V.m. §§ 41 Abs. 1, 49 Abs. 3 Nr. 4 StVO) vorliegt. Insofern ist entgegen der Auffassung des Klägers aber dessen ungeachtet eine Mithaftung seiner Person für die Unfallfolgen zu 20 % hier durchaus noch angemessen, so dass die Beklagten zu 1.) und 2.) als Gesamtschuldner ihm auch „nur“ 80 % der unfallbedingten Schäden zu ersetzen haben.

Dem Kläger steht daher hier gegenüber den Beklagten als Gesamtschuldnern ein Anspruch auf Schadenersatz in Höhe von 80 % des tatsächlich entstanden Schadens zu. Im Übrigen ist die Klage hinsichtlich des Klageantrags zu Ziffer 1. aus o.g. Gründen jedoch schon dem Grunde nach hier abzuweisen.

Wer - wie hier der Beklagte - zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat gemäß § 249 Abs. 1 BGB den Zustand wieder herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand (hier der Verkehrsunfall) nicht eingetreten wäre. Bei der Beschädigung einer Sache - wie hier dem Fahrzeug des Klägers - erfolgt die Naturalrestitution gemäß § 249 BGB insofern aber entweder durch eine Reparatur oder eine Ersatzbeschaffung. Unter diesen beiden Formen der Naturalrestitution hat ein Geschädigter - nach dem Gebot der Wirtschaftlichkeit - grundsätzlich diejenige zu wählen, die den geringsten Aufwand erfordert. Dieses Wirtschaftlichkeitspostulat hat der Bundesgerichtshof (vgl. u.a.: BGH, NJW 2010, Seiten 2121 f.; BGH, NJW 2005, Seite 2541; BGH, NJW 2005, Seiten 1108 ff. BGH, NJW 2005, Seiten 1110 f.; BGH, NJW 2003, 2085 f.; BGH, NJW 2003, Seiten 2086 ff.; BGH, NJW 2000, Seite 800; BGH, NJW 1994, Seiten 999 f.; BGH, NJW 1992, Seiten 1618 ff.; BGH, NJW 1992, Seiten 903 f.; BGH, NJW 1992, Seite 305; BGH, NJW 1992, Seite 302; BGH, BGHZ Band 66, Seiten 239 ff.; BGH, BGHZ Band 63, Seiten 295 ff.; BGH, BGHZ Band 63, Seiten 182 ff.; BGH, BGHZ Band 61, Seiten 346 ff.; BGH, NJW-RR 1986, Seite 875; BGH, VersR 1982, Seiten 548 f.; BGH, VersR 1976, Seiten 732 ff.; BGH, VersR 1972, Seiten 1024 f.; BGH, VersR 1961, Seiten 707 f.) und auch das erkennende Gericht (AG Brandenburg an der Havel, Urteil vom 18.07.2012, Az.: 31 C 211/10, u. a. in: SVR 2012, Seite 425 = BeckRS 2012, Nr.: 16011) mehrfach betont.

… (wird ausgeführt)…

Die Verurteilung hinsichtlich der Zinsen hat in den § 247, § 286 und § 288 BGB sowie daneben auch in § 291 BGB ihre Grundlage.

Die Entscheidung über die Kosten des Rechtsstreits stützt sich auf § 91, § 92 und § 100 ZPO.

Der Ausspruch über die vorläufige Vollstreckbarkeit beruht auf § 708 Nr. 11, § 711 und § 713 ZPO.

Der Streitwert des Rechtsstreits ist hier zudem noch durch das Gericht festzusetzen gewesen.