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Entscheidung 5 K 580/19


Metadaten

Gericht VG Frankfurt (Oder) 5. Kammer Entscheidungsdatum 05.02.2020
Aktenzeichen 5 K 580/19 ECLI ECLI:DE:VGFRANK:2020:0205.5K580.19.00
Dokumententyp Urteil Verfahrensgang -
Normen

Tenor

Der Gebührenbescheid Schmutzwasser vom 25. Januar 2019 in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 09. April 2019 wird aufgehoben.

Der Beklagte trägt die Kosten des Verfahrens.

Das Urteil ist wegen der Kosten vorläufig vollstreckbar. Der Beklagte kann die Vollstreckung durch Sicherheitsleistung in Höhe von 110 Prozent des vollstreckbaren Betrages abwenden, wenn nicht die Kläger vor der Vollstreckung Sicherheit in Höhe von 110 Prozent des jeweils zu vollstreckenden Betrages leisten.

Tatbestand

Die Kläger wurden vom Beklagten mit Bescheid vom 25. Januar 2019 zu Schmutzwassergebühren (zentral) in Höhe von insgesamt 1.131,95 Euro für den Zeitraum des Kalenderjahres 2018 in Anspruch genommen. Darin enthalten waren eine Grundgebühr in Höhe von 36,50 Euro (jährlich) und insgesamt 1.095,45 Euro Verbrauchsgebühren.

Daneben wurden mit demselben Schreiben auf zivilrechtlicher Grundlage Trinkwasserentgelte geltend gemacht.

Hiergegen wandten sich die Kläger mit fristgerechtem Widerspruch, welcher unter dem 15. Februar 2019 vom Beklagten zurückgewiesen wurde.

Der Beklagte berief sich – insbesondere im Rahmen der Begründung zum Widerspruchsbescheid – auf die Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Schmutzwasserableitung und -behandlung des Trink- und Abwasserverbandes O... in der zum 01. Juli 2015 in Kraft getretenen Fassung (Amtsblatt für den Trink- und Abwasserverband O... Nr. 1 vom 25. Juni 2015 – im Folgenden Gebührensatzung). Zudem erhebt der Beklagte aufgrund seines Satzungsrechts – soweit der Aufwand nicht durch Schmutzwassergebühren oder auf andere Weise gedeckt wird – für die Herstellung, Anschaffung, Erweiterung, Erneuerung und Verbesserung der zentralen öffentlichen Schmutzwasseranlage Anschlussbeiträge im Sinne des § 8 Kommunalabgabengesetz für das Land Brandenburg (KAG) zur Abgeltung der durch die Möglichkeit ihrer Inanspruchnahme gebotenen besonderen wirtschaftlichenVorteile.

Mit Beschluss 01/2016 vom 30. Mai 2016 beschloss die Verbandsversammlung wörtlich:

Der Trink- und Abwasserverband O... stimmt dem Antrag der Gemeinden des Amtes F... vom 18.05.2016 zur Rücknahme der bestandskräftigen Bescheide und Aufhebung der nicht bestandskräftigen Bescheide der Altanschließerbeiträge zu.

Mit weiterem Beschluss 02/2016 vom selben Tage folgte die Verbandsversammlung dem Antrag der Stadt W... zur sofortigen Rückzahlung der Altanschließerbeiträge „unabhängig davon, ob der Beitragszahler Widerspruch einlegte oder nicht“.

Klägerseits wird mit der hiesigen Klage die Aufhebung des Gebührenbescheids in Gestalt des Widerspruchsbescheids weiterverfolgt. Es sei bereits rechtsfehlerhaft, wenn in ein und demselben Schreiben die (vertragliche) Abrechnung Trinkwasser und die Schmutzwassergebühren erfolge. Dem stehe auch § 12 Abs. 2 S. 1 der Gebührensatzung entgegen. Zudem verfüge die Satzung nicht über den notwendigen Mindestinhalt einer Abgabensatzung im Sinne von § 2 KAG. So sei der (Gebühren-)Satz nicht hinreichend definiert, die Regelung sei nicht vorteilsgerecht und der Kreis der Abgabenpflichtigen sei nicht hinreichend deutlich bestimmt, weshalb die Satzung unwirksam sei.

Die Kläger beantragen,

den Gebührenbescheid Schmutzwasser vom 25. Januar 2019 zur Kundennummer/Rechnungsnummer in Gestalt des Widerspruchsbescheides vom 09. April 2019 aufzuheben.

Der Beklagte beantragt,

die Klage abzuweisen.

Unter Bezug auf seine Preis- und Gebührenkalkulation für die Periode 2017/2018 vom 16. November 2016 geht der Beklagte davon aus, der Bescheid sei rechtmäßig. Hinsichtlich der erhobenen Gebühr habe der Beklagte das weite Organisations- und Kalkulationsermessen ordnungsgemäß ausgeübt; Vertretbarkeitsgrenzen seien dabei nicht überschritten worden. So sei die heute einzige genutzte Kläranlage des Verbandes und die Schmutzwassererschließung auf Kreditbasis finanziert worden. In diesem Zuge sei im Jahre 1994 die Mengengebühr Schmutzwasser von 4,25 Deutsche Mark auf 7,05 Deutsche Mark angehoben worden. Daher hätten die damaligen Anschlussnehmer („Altanschließer“) bereits von Beginn an über die erhobenen Gebühren wesentlich zur Finanzierung der heutigen Schmutzwassererschließung des Verbandes beigetragen. Später Angeschlossene hätten von dieser Finanzierung profitieren können. Dies, obschon die bis August 2015 mit dem Anschlussbeitrag ebenfalls finanzierten Grundstücksanschlusskosten den jeweils individuellen Beitrag bereits zu einem großen Teil ausmachten – jedenfalls im Mittel. Heute seien die Grundstücksanschlusskosten nicht mehr im Beitrag einkalkuliert und würden als Kostenersatz erhoben. Dies rechtfertige in der Gesamtschau unter Beachtung der seit der Verbandsgründung gewachsenen Solidargemeinschaft der Angeschlossenen eine einheitliche Gebühr für sogenannte Altanschließer und Neuanschließer. Bereits aus der Struktur der Gebührenzahler – 25 Prozent Neuanschließer, 50 Prozent Altanschließer – sei zu ersehen, dass die Altanschließer durch Ihre Zahlungen, insbesondere auch in den 1990er Jahren, einen besonderen Beitrag zur Finanzierung der Abwasseranlage durch die seinerzeit geleisteten Gebühren leisteten. Dies auch, obwohl mit den Beschlüssen 01/2016 und 02/2016 vom 30. Mai 2016 die Aufhebung und Rückzahlung der sogenannten Altanschließerbeiträge – einschließlich der bestandskräftigen – beschlossen wurde. Den Beschlusstext verstehe der Beklagte so, dass davon Anschlussnehmer profitieren würden, die noch vor dem 03. Oktober 1990 an die damaligen Anlagen öffentlicher Entsorgung angeschlossen worden seien.

Wegen der weiteren Einzelheiten wird auf die Gerichtsakte und den beigezogenen Verwaltungsvorgang des Beklagten sowie den vom Beklagten eingereichten Verwaltungsvorgang verwiesen. Zudem auf die Gerichtsakten derjenigen Verfahren verweisen, die zur gemeinsamen Verhandlung mit Beschluss vom 05. Februar 2020 mit diesem Verfahren verbunden wurden.

Entscheidungsgründe

I.

Die zulässige Klage ist begründet.

Denn der angefochtene Schmutzwassergebührenbescheid ist rechtswidrig und verletzt die Kläger in ihren Rechten, § 113 Abs. 1 S. 1 VwGO.

1.

Der Schmutzwassergebührenbescheid ist rechtswidrig.

Der Beklagte kann zur Erhebung der Schmutzwassergebühren – betreffend die Grundgebühren wie auch die Mengengebühren – schon auf keine taugliche Rechtsgrundlage zurückgreifen.

Einzige in Betracht kommende Rechtsgrundlage ist die im Tatbestand zitierte Satzung über die Erhebung von Gebühren für die Schmutzwasserableitung und -behandlung des Trink- und Abwasserverbandes O... in der zum 01. Juli 2015 in Kraft getretenen Fassung. Denn nur diese beansprucht für den hier interessierenden Erhebungszeitraum des Kalenderjahres 2018 Gültigkeit.

Die Anwendung der Satzung scheitert jedoch an ihrer Nichtigkeit. Denn die Regelungen verstoßen – insbesondere auch in der Gesamtschau mit anderen Satzungen und Beschlüssen des Verbandes des Beklagten – gegen das Verbot der Doppelbelastung, den Grundsatz der Abgabengerechtigkeit und den Gleichheitsgrundsatz aus Art. 3 Abs. 1 Grundgesetz (GG). Im Einzelnen:

a.

Zwar besteht für den Einrichtungsträger nach der Systematik der §§ 6 bis 8 KAG grundsätzlich eine Wahlfreiheit, ob er seine Investitionen über Anschlussbeiträge oder Gebühren oder eine Verzahnung beider Finanzierungswege finanziert. Eine Bindung an eine einmal getroffene Entscheidung besteht nicht, so dass der Einrichtungsträger durchaus eine Umstellung seines Finanzierungssystems vornehmen kann (ausführlich zu Vorstehendem bereits OVG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 06. Juni 2007 – ). Dabei gilt, werden Beiträge erhoben, bleibt im Rahmen der Gebührenkalkulation bei der Ermittlung der Abschreibungen und Verzinsung der aus Beiträgen aufgebrachte Eigenkapitalanteil außer Betracht, um zu vermeiden, dass es durch die Heranziehung zu Benutzungsgebühren zu einer mit der Einmaligkeit der Beitragserhebung unvereinbaren Doppelbelastung für Anteile am Gesamtaufwand kommt, die bereits mit erhobenen Beiträgen abgegolten wurden (OVG Berlin-Brandenburg, a.a.O. auch unter Verweis auf OVG für das Land Brandenburg, Urteil vom 03. Dezember 2003 – ; zuletzt auch VG Frankfurt (Oder), Urteile vom 04. Dezember 2018 – VG u.a.).

b.

Die Wahlfreiheit wird allerdings durch die Systematik und auch höherrangiges Recht begrenzt (OVG Berlin-Brandenburg, a.a.O.). Haben Nutzer bereits durch Beiträge zur Finanzierung des Aufwandes einer öffentlichen Einrichtung beigetragen, verstößt die undifferenzierte Erhebung von Gebühren von diesen Nutzern ohne Berücksichtigung ihrer geleisteten Beiträge im Verhältnis zu den übrigen Nutzern gegen das insbesondere aus § 6 Abs. 2 S. 5 KAG zu entnehmende Verbot einer Doppelbelastung, den landesrechtlichen Grundsatz der Abgabengerechtigkeit sowie den Gleichheitssatz des Art. 3 Abs. 1 GG. Denn Beitragszahler haben im Unterschied zu den übrigen Nutzern mit ihrer auf den Aufwand der Einrichtung bezogenen Leistung wirtschaftlich gesehen Anteile an den Anschaffungs- und Herstellungskosten der Anlage erbracht.

Bei einer Umstellung von einem beitrags- und gebührenfinanzierten System auf eine reine Gebührenfinanzierung ist der Einrichtungsträger deshalb gehalten, entweder sämtliche Beiträge zurückzuzahlen und auch keine mehr zu erheben (und dann nur eine einheitliche Gebühr gegenüber allen Angeschlossenen zu berechnen) oder in der Satzung entsprechend unterschiedliche („gespaltene“) Gebührensätze festzusetzen oder den Ausgleich durch eine Billigkeitsregelung im Rahmen des Heranziehungsverfahrens (Gebührenerlass) vorzunehmen (vgl. OVG Berlin-Brandenburg, a.a.O.; zuletzt auch VG Frankfurt (Oder), a.a.O.).

Diese Pflicht ergibt sich aber auch, wenn bereits in der Vergangenheit erhobene Beiträge an eine bestimmte Gruppe von Beitrags- und Gebührenpflichtigen zurückgezahlt werden, während eine Gruppe von Beitragszahlern verbleibt, ohne dass deren Beiträge kalkulatorisch noch beachtet würden. Das muss jedenfalls gelten, wenn keine der Gruppen in ihrer Bedeutung völlig zu vernachlässigen ist, was angesichts der vom Beklagten zuletzt noch mitgeteilten prozentualen Verteilung der von ihm als Alt- und Neuanschließer eingeordneten Gebührenpflichtigen hier nicht in Rede stehen kann. Dieser Pflicht genügte der Aufgabenträger im hiesigen Falle nicht. Vielmehr bildete er mit den Beschlüssen vom 30. Mai 2016 innerhalb der Beitrags- und Gebührenzahler eine Gruppe „Altanschließer“, welche sämtliche gezahlten Beiträge zurückerhielten bzw. zurückerhalten sollen – egal ob bestandskräftig oder nicht – und eine weitere Gruppe, die unter keinen Umständen in den Genuss der Rückzahlung kommen kann („Nicht-Altanschließer“ oder „Neuanschließer“). Dabei kann aus Sicht des Gerichts dahinstehen, wie der Beklagte den Begriff der Altanschließer in seinem Beschluss vom 30 Mai 2016 definiert (vgl. auch VG Frankfurt (Oder), Urteile vom 04. Dezember 2019 – VG u.a.).

c.

Vor diesem Hintergrund kommt es auch auf die weiteren Darlegungen des Beklagten insbesondere in seinen Schriftsätzen vom 27. Januar 2020 und auch vom 04. Februar 2020 nicht an.

Es steht dem auch und insbesondere nicht der Vortrag des Beklagten entgegen, Altanschließer hätten seit dem Jahr 1994 durch kalkulierte, erhobene und auch eingezogene Gebühren wesentlich zur Finanzierung der heutigen Infrastruktur des Aufgabenträgers beigetragen. So trägt der Beklagte selbst noch ergänzend vor, die bis in das Jahr 2015 erhobenen Beiträge hätten auch die Grundstücksanschlusskosten abgegolten und für deren Finanzierung sei ein wesentlicher Teil der Beiträge – im Mittel der Beitragserhebungen – aufgezehrt worden. Bereits vor diesem Hintergrund ist dem Vorbringen des Beklagten nicht weiter nachzugehen, denn dies zeigt nur noch mehr die besondere Belastung, die „Neuanschließern“ durch die Beschlüsse vom 30. Mai 2016 auferlegt wurde. Im Hinblick darauf haben die „Altanschließer“ mit ihren Beitragszahlungen in der Vergangenheit nur einen unwesentlichen Teil zur Finanzierung der Infrastruktur beigetragen, die jedenfalls jeder Beitragszahler nach der Herauslösung der Grundstücksanschlusskosten aus der Beitragskalkulation mit seinem Beitrag wesentlich (mit-)finanziert.

Aber auch darüber hinaus beachtet das Vorbringen nicht, dass die Gebühren gerade kostendeckend unter Beachtung von Abschreibungen und Verzinsungen in der jeweils geltenden Kalkulationsperiode zu ermitteln sind und waren. Demnach konnten Gebührenzahler in den 1990er Jahren nur die zu dieser Zeit bereits zu beachtenden ansatzfähigen Kosten mit den Gebühren abgelten. Etwas anderes wäre rechtswidrig gewesen, weil nicht kostendeckend, und ist in diesem Verfahren nicht zu beachten.

Soweit der Beklagte eine Gesamtschau der Vorgänge aus den 1990er Jahren bis heute zur Begründung der in der Kalkulationsperiode 2017/2018 bemühen möchte, trägt dies nicht. Denn diese Sichtweise verkennt das Wesen der rechtlichen durch das Kommunalabgabengesetz für das Land Brandenburg vorgesehenen Finanzierungsstruktur, wonach das veranschlagte Benutzungsgebührenaufkommen die voraussichtlichen Kosten der Anlage nicht übersteigt und in der Regel deckt – § 6 Abs. 1 KAG – und die so ansatzfähigen Kosten – nach heutigem Gesetzesstand – spätestens alle zwei Jahre zu kalkulieren sind – § 6 Abs. 3 S. 1 KAG. Kostenüberdeckungen und Unterdeckungen können dabei nur in den vom Gesetz vorgesehenen Zeiträumen ausgeglichen werden – § 6 Abs. 3 S. 2 KAG – und gerade nicht in einer Gesamtschau über mehrere Jahrzehnte. Beiträge hingegen sind Geldleistungen, die dem Ersatz des Aufwands für die Herstellung, Anschaffung, Erweiterung, Erneuerung und Verbesserung der öffentlichen Anlage oder Teilen davon, jedoch ohne die laufende Unterhaltung und Instandsetzung, dienen – § 8 Abs. 2 S. 1 KAG. Wenn der Beklagte hier in der mündlichen Verhandlung vom 05. Februar 2020 aus dem Gedanken einer seit der Verbandsgründung und bereits unter Einbezug früherer Sachverhalte bestehenden Solidargemeinschaft etwas zur Begründung seines Vorgehens schöpfen will, verkennt dies bereits die gesetzlichen Regelungen, an die der Verband des Beklagten gebunden ist.

Die in der mündlichen Verhandlung vorgetragenen Gedanken überzeugen aber selbst dann nicht, wenn dieser – zwingende – rechtliche Rahmen ausgeblendet würde: Denn wenn der Beklagte mit seinem Beschluss vom 30. Mai 2016 eine Gruppe Altanschließer bildet, die bereits vor dem 03. Oktober 1990 an die damaligen Entsorgungsstrukturen angeschlossen waren, verbleibt nach seinem Verständnis unter Beachtung der Beitragserhebungshistorie des Verbandes des Beklagten eine Gruppe Altanschließer aus der Zeit seit dem 03. Oktober 1990 bis Ende 1999 und eine Gruppe Neuanschließer aus der Zeit ab 2000. Unterstellt alle Neuanschließer in diesem Sinne hätten tatsächlich aus dem Gebühren- und Beitragsaufkommen der 1990er Jahre profitiert, hätte diese Gruppe davon profitiert, dass die bis 03. Oktober 1990 Angeschlossenen die vom Beklagten so bezeichneten höheren Gebühren entrichtet haben und sie hätten davon profitiert, dass die nach der Wiedervereinigung bis Ende 1999 erstmals Angeschlossenen diese höheren Gebühren und auch Beiträge entrichtet haben – dies während alle Angeschlossenen heute einen einheitlichen Gebührensatz zahlen sollen. Mit anderen Worten führt die vom Beklagten vorgetragene Argumentation auch dazu, dass die in den 1990er Jahren Angeschlossenen neben den damaligen Beiträgen und den damaligen hohen Gebühren auch heute dieselben Gebühren tragen müssten, wie Angeschlossene, die nur einen Beitrag entrichtet haben (im Sinne der obigen Darstellung: Neuanschließer) oder nur die höheren Gebühren (im Sinne der obigen Darstellung: Altanschließer aus der Zeit bis 03. Oktober 1990). Diese Ungleichbehandlung kann noch nicht einmal der Beklagte in der von ihm als gerecht empfundenen Gesamtschau erklären. Vielmehr führte er dazu nur aus, die so besonders belastete Gruppe der zwischen dem 03. Oktober 1990 und Ende 1999 Angeschlossenen würden nur eine verhältnismäßig kleine Personengruppe ausmachen ohne diese Behauptung – selbst wenn es darauf nicht ankommt – näher zu substantiieren.

2.

Auch eine Rechtsverletzung im Sinne von § 113 Abs. 1 S. 1 VwGO – jedenfalls in den klägerseits in Anspruch zu nehmenden Rechten aus Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG – ist festzustellen. Denn die durch den angegriffenen rechtswidrigen Bescheid in Gestalt des Widerspruchsbescheids festgesetzten und geforderten Gebühren müssen nicht gezahlt werden.

Auch soweit der Beklagte wohl auf dem Standpunkt steht, die Einführung gespaltener Gebühren würde für jeden Gebührenpflichtigen zu einer Kostenerhöhung führen, ist dies – jedenfalls für die hier zu beachtende Kalkulationsperiode – bereits durch die Kalkulationsunterlagen vom 16. November 2016 widerlegt. Denn dort sind auch Gebühren für die Einführung eines gespaltenen Gebührensystems kalkuliert worden – Seite 12 – woraus hervorgeht, dass ein Unterschied zwischen Beitragszahlern und Nichtbeitragszahlern von ca. einem Euro je Kubikmeter Schmutzwasser bestünde und die satzungsrechtlich hier erhobene Gebühr von 3,35 Euro je Kubikmeter nach der Kalkulation für Beitragszahler um 0,46 Euro überhöht ist.

II.

Die Kostenentscheidung folgt aus § 154 Abs. 1 VwGO.

Die Entscheidung über die vorläufige Vollstreckbarkeit folgt aus § 167 VwGO in Verbindung mit §§ 708 Nr. 11, 711 Zivilprozessordnung (ZPO).

Gründe, die Berufung zuzulassen, sind nicht ersichtlich.